Interview mit dem ESBD: Wie steht es um den eSport?

Foto: Maria Manneck
RECARO ist Fรถrdermitglied im eSport-Bund Deutschland (ESBD). Aber was genau ist eigentlich der ESBD und was macht dieser? Wir haben uns mit Martin Mรผller (ESBD Vizeprรคsident) unterhalten und liefern euch die Antworten auf diese und viele weitere Fragen rund um das Thema eSport.
RECARO: Hallo Martin, stell dich und den ESBD doch bitte erst einmal unseren Lesern vor.
Martin Mรผller: Ich bin Vizeprรคsident des ESBD, sowie Vorsitzender des lokalen eSport-Vereins Magdeburg eSports. Der ESBD reprรคsentiert bundesweit den organisierten eSport und seine Sportlerinnen und Sportler in Deutschland. Als Fachsportverband ist der ESBD sowohl fรผr Politik und Verwaltung als auch fรผr Sport- und Dachverbรคnde der zentrale Ansprechpartner fรผr die sportliche Ausgestaltung des eSports und die Belange der Athleten in dem Bereich.
Der eSport begeistert knapp vier Millionen Menschen in Deutschland
RECARO: Was macht ihr genau und warum habt ihr den eSport-Bund ins Leben gerufen?
Martin Mรผller: Wir geben dem eSport eine einheitliche Stimme, um auf gesellschaftlicher und politischer Ebene seine Anerkennung voranzutreiben. Die Szene ist in den letzten Jahren rasant gewachsen und wir setzen uns dafรผr ein, dass der eSport als das begriffen und behandelt wird, was er ist: als eine Sportart, die knapp vier Millionen Menschen in Deutschland begeistert.
Der ESBD ist auch Plattform fรผr die gemeinsame Weiterentwicklung des eSport: Mit unserer Trainerausbildung setzen wir wichtige Standards und steigern das Niveau im eSport wissenschaftlich fundiert und von Experten durchgefรผhrt. Damit tragen wir der zunehmenden Professionalisierung des eSport in Deutschland Rechnung und berรผcksichtigen insbesondere Aspekte wie Vermittlungs- und Sozialkompetenz sowie Jugendschutz und Spielzeiteinteilung.
Unser gesellschaftliches Engagement spiegelt sich in unseren Verbandsstrukturen wider. So haben wir den Ausschuss โFrauen im eSportโ im ESBD ins Leben gerufen. Auf internationaler Ebene streben wir die Grรผndung eines europรคischen Dachverbandes an. Dabei wollen wir eSportlerinnen und eSportler auf internationaler Ebene vereinigen und Synergien schaffen.
โWir fordern die vollstรคndige Umsetzung der rechtlichen Gleichstellung des eSport zu traditionellen Sportarten”
RECARO: Wie steht es um den eSport in Deutschland und wo seht ihr Handlungsbedarf?
Martin Mรผller: Der ESBD setzt sich fรผr die vollstรคndige Anerkennung des eSport als eigene Sportart ein โ so wie es die Regierungsparteien im Koalitionsvertrag vereinbart haben. Die Anerkennung von eSport als sportliche Darbietung fรผr Kurzzeiteinreisen und Turnieraufenthalte im Visa-Recht ist ein erster Schritt. Damit ist es aber noch lange nicht getan: Wir fordern die vollstรคndige Umsetzung der rechtlichen Gleichstellung des eSport zu traditionellen Sportarten. Insbesondere die Gemeinnรผtzigkeit fรผr eSport-Vereine und Abteilungen in klassischen Sportvereinen ist aktuell ein wichtiges Thema, da eine massive rechtliche Unsicherheit besteht.
RECARO: Wie sieht es mit der Anerkennung aus, von der Politik und Allgemein bei der Bevรถlkerung?
Martin Mรผller: Wir nehmen ein ungebrochenes Interesse und eine erhรถhte Diskussionsbereitschaft fรผr den eSport sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene wahr. Der eSport ist politisch gekommen, um zu bleiben. Auch wenn einige Akteure sich fern jeder Sachlichkeit gegen eSport aussprechen, wรคchst die Zahl seiner Unterstรผtzer. Der ESBD wird sich weiterhin mit progressiven Akteuren aus Sport und Politik vernetzen, um Vereinen, Teams und Veranstaltern Handlungssicherheit zu ermรถglichen. Dass die Begeisterung fรผr eSport in der Bevรถlkerung wรคchst, ist ein Grund dafรผr, warum der ESBD und seine Mitglieder sich kontinuierlich fรผr positive Rahmenbedingungen im eSport einsetzen.
eSport und Olympia – ein Problemfall
RECARO: Der Prรคsident des Internationalen Olympischen Komitees Thomas Bach schlieรt Videospiele strikt von den Olympischen Spielen aus, wie ist eure Reaktion darauf und woran liegt es?
Martin Mรผller: Wir sehen schon jetzt, dass eSport in den olympischen Verbรคnden in Sรผdostasien als regulรคre Medaillen-Sportart organisiert wird. Wie hierzulande der DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund, Anm. d. Red.) tut sich auch das IOC (Internationales Olympisches Komitee, Anm. d. Red.) schwer mit einer Anerkennung. Ich glaube, eine Kompromisslรถsung wรคre fรผr den olympischen Bereich sehr ansprechend: ein organisatorisch eigenstรคndiges eSport-Turnier, dass im Kontext der olympischen Familie stattfindet und so zusammen mit den olympischen Spielen und den Paralympics einen generationsรผbergreifenden Rahmen fรผr eine moderne olympische Bewegung bietet.
RECARO: Ist der eSport aus eurer Sicht bereits in der breiten Masse angelangt oder was muss getan werden, um die Akzeptanz weiter zu steigern?
Martin Mรผller: Ein offener Blick auf die Lebenswelt digital affiner und engagierter Menschen wรผrde einigen Akteuren sicherlich dabei helfen, den Fuร von der Bremse zu nehmen. Anders ist es insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Da gehรถrt eSport schon lรคngst zum Alltag โ sie spielen entweder selbst aktiv oder schauen sich Matches an.
Wir mรถchten die gesellschaftliche Akzeptanz fรผr eSport weiter steigern, indem wir das Ehrenamt der eSport-Vereine in Deutschland nachhaltig stรคrken. Wie beim traditionellen Fuรballverein vor Ort wird dort nicht nur trainiert, sondern es geht auch um Gemeinschaft und um zu vermittelnde Werte wie Fairplay, Respekt und Toleranz. eSport-Vereine bringen sportliche Tradition und digitale Moderne zusammen. Ohne die Anerkennung der Gemeinnรผtzigkeit werden den Vereinen aber weiterhin Steine in den Weg gelegt.
RECARO: Vielen Dank Martin fรผr den tiefgehenden Einblick in den eSport in Deutschland!
RECARO unterstรผtzt nicht nur den ESBD als Fรถrdermitglied, sondern hat auch den RECARO Exo Gaming-Sitz in Zusammenarbeit mit eSport-Profis entwickelt. Auรerdem treten wir unter anderem als Hauptsponsor fรผr No Limit Gaming und deren CS:GO-Abteilung auf. Mehr รผber No Limit Gaming erfahrt ihr spรคter in dieser Woche.